Trau dich Koala Bär

Ein Buch für alle (Menschen)Kinder, die sich schwer tun mit Neuem und die lieber bei dem bleiben, was sie schon kennen, als sich auf etwas Neues einzulassen.

Kimi Koala sitzt immerzu in seinem Baum und traut sich niemals runter. Egal, mit was ihre Freunde ihn locken, er traut sich einfach nicht, etwas Neues zu wagen. Jede Veränderung könnte ja auch Gefahr bedeuten und darum fehlt ihm der Mut… Und so sitzt Kimi in seinem Baum und schaut, manchmal auch traurig, den anderen beim Spielen zu.

Doch eines Tages kommt es wie es kommen muss - durch das Werk des Vogels Specht wird Kimis Baum «gefällt».

Durch das vermeintliche Unglück erlebt Kimi, dass Neues durchaus auch schön sein kann und dass Spiel auch ihm Spass macht.

Kimi Koala macht sich viele Gedanken und es ist keineswegs so, dass er nicht auch gerne mit den anderen Tieren des Waldes Spass hätte. Trotzdem bleibt Kimi schlussendlich lieber bei dem was er kennt, als dass er sich auf etwas Neues einlässt. Dieses Verhalten ist absolut menschlich (ob es auch «koalisch» ist, weiss ich nicht) Viele Menschen bleiben lieber beim Vertrauten, auch wenn das Vertraute nicht wirklich gut, manchmal sogar sehr schwer ist, als sich auf etwas Neues, unbekanntes, einzulassen. Vor allem Menschen(kinder), die bereits schwierige Erlebnisse gemacht haben und die keinen sicheren Bindungshafen, zu dem sie jederzeit zurückkehren können, haben, zeigen dieses Verhalten oft.

Warum Kimi Koala da so allein, ohne Mama oder Papa, in seinem Baum sitzt, das erzählt die Geschichte nicht.

Wohl aber zeigt sie sehr schön, wie Kimi hin- und hergerissen ist: In den meisten Momenten sieht er nur den «Drachen», nämlich dass es zu laut, zu schnell, zu fremd und zu weit sein könnte da unten. Manchmal sieht er auch den «Schatz»: dass die anderen Tiere so viel Spass zusammen haben. Beides zusammen zu sehen und auf den Schatz zuzugehen trotz des Drachens, das schafft Kimi noch nicht.

Diese Fähigkeit nennen wir «Gefühle mischen» und sie entsteht nach und nach ab dem 5. – 7. Lebensjahr. Für Kimi auf jeden Fall, ist der Drache riesig und versperrt wohl in den meisten Fällen die Sicht auf den Schatz.

 

Dann wird Kimis Baum gefällt und er kann nicht anders, als sich auf das Neue einzulassen. Genau das

geschah einem meiner Kinder regelmässig: Immer dann nämlich, wenn wir in die Ferien fuhren. Dieses Kind wäre lieber zuhause, in den sicheren 4 Wänden geblieben, als sich auf etwas komplett Neues einzulassen. Und genau dieses Kind durfte immer wieder die Erfahrung machen: Auch wenn man es sich nicht so aussuchen würde, kann Neues auch ganz cool sein und Spass machen! Genau wie bei Kimi Koala 😊

 

Hierzu passt ein Zitat, welches über meinem Schreibtisch hängt und mir sehr gut gefällt: «Einfach mal machen – könnte ja gut werden».

 

Angela Indermaur