Rabeneltern in Rust...
Über viele Jahre hinweg trugen wir das Prädikat «Rabeneltern». Warum? Unsere armen, armen Kinderlein waren weiterherum die einzigen (!) Kinder, die noch nie im Europapark waren. Sowas geht ja mal gar nicht, oder…! Wir waren überzeugt, dass wir so eine Reizüberflutung und Bespassung nicht brauchen. Wandern, Bräteln, Bäche stauen, usw. Das alles ist doch pädagogisch viel wertvoller, war unsere Meinung.
Und dann kam jener Tag X, wo wir auf der Rückreise von einer Hochzeit buchstäblich vor den Toren des Europaparks vorbeifuhren. Wir hatten Ferien, den Wohnwagen dabei und unsere Kinder waren nicht mehr klein, sondern alle schon im Teenageralter. Ausserdem steckten wir gerade in einer emotional herausfordernden Zeit und konnten etwas Spass vertragen.
Und so wagten wir es und überraschten unsere Bande mit einem Besuch in Rust. Nun, überrascht wurden nicht nur die Kinder, sondern wir Eltern mindestens im gleichen Masse!
Nie hätten wir uns träumen lassen, wieviel Spass wir als Familie an diesem Tag haben würden! Wir waren überrascht, wie schön alles gestaltet ist und wie schnell man in eine Blase des Spiels hineingenommen wird. Konflikte, der Alltag und die damit verbundenen Sorgen und Nöte geraten für eine Weile in den Hintergrund.
Selbst der Campingplatz ist so schön gestaltet, dass man sich einfach wohlfühlen muss.
Aber ich möchte hier ja nicht einen Werbespot für den Europapark machen. Vielmehr geht es mir um die Botschaft, dass es so wichtig ist, dass wir als Familien unbeschwerte Zeiten haben. Zeiten des Spiels, Zeiten wo man gemeinsam geniessen und lachen kann. Manchmal braucht es dafür nicht viel… Ein Lagerfeuer und ein paar Marshmallows im Garten, ein Uno-Spiel, einen Sandstrand… In herausfordernden Zeiten braucht es vielleicht auch mal ein grösseres gemeinsames Erlebnis. Zusammen Spass haben schweisst auch zusammen. Zusammen etwas Erleben stärkt die Beziehungen.
Tatsächlich habe ich schon einer Familie mit Teenagern, die in einer besonders schwierigen Lage steckten, zu einem Ausflug in den Europapark geraten. Nicht um zu verdrängen, aber um etwas «Spiel» in ein eingerostetes, verklemmtes System zu bringen.
Ps. Allerdings rate ich immer noch dazu, ein paar Jahre «Rabeneltern» zu sein und erst mit Teenagern so grosse Parks zu besuchen. Vorher gibt es noch ein Menge Alternativen. Aber das muss ja auch jede Familie für sich entscheiden…