Teatime... gestern und heute

Kürzlich bekamen wir von Freunden eine Teebox mit besonders edlem Tee geschenkt und wir wollten damit eine englische «Teatime» zelebrieren. Dafür holte ich meine hauchdünnen Teetässchen aus der Vitrine. Und augenblicklich fühlte ich mich um die 25 Jahre zurückversetzt: Als Teenager mochte ich es nicht, abends allein zuhause zu sein. Da aber meine Eltern hin und wieder Termine hatten und meine Brüder schon ausgezogen waren, kam es halt doch manchmal vor. Zu meinem grossen Glück wohnte die beste Grossmutter der Welt gleich nebenan. Und sie, die normalerweise «mit den Hühnern ins Bett ging», nahm sich an solchen Abenden die Zeit, um mit mir Tee zu trinken, aus eben jenen hübschen Tässchen. Eine Tasse um die andere wurde geleert, solange, bis der Scheinwerfer vom Auto meines Papas durchs Stubenfenster schien und ich getrost «rüberhüpfen» konnte.

An solchen Abenden wurden nicht nur die Teetässchen geleert. Nein, ich konnte in der gemütlichen Stube meiner geliebten Grossmutter auch mein Herz ausschütten. Sie interessierte sich für alles, was mich als Teenager so bewegte und sie konnte wunderbar zuhören. Und als Grossmutter hatte sie den gewissen Abstand und keinen Erziehungsauftrag, sondern eben «nur» einen «BEziehungsauftrag». Und deshalb sind Grosseltern eine wunderbare Sache und ich bin von Herzen dankbar, dass auch meine Kinder in den Genuss der besten Grosseltern der Welt kommen. 😉

Natürlich gibt es viele Situationen, in denen das so nicht möglich ist. Nicht alle Grosseltern wohnen in der Nähe oder sie sind auch bereit, sich in ihre Enkelkinder zu investieren.

Was unsere Kinder und Teenager wirklich brauchen sind erwachsene Bezugspersonen, die sich wirklich für sie interessieren, die sie ernst nehmen und eine Vertrauensbeziehung zu ihnen pflegen. Wenn es neben den Eltern noch ein, zwei weitere solche Personen gibt, ist das besonders im Teenageralter sehr wertvoll. Ob diese Personen dann die Grosseltern sind, oder der Götti, die Jungscharleiterin oder wer auch immer, ist zweitrangig. Und ob Tee aus hübschen Tässchen getrunken wird, Fussball gespielt, einen Einkaufsbummel gemacht oder einfach nur gequatscht wird, ist ebenfalls nebensächlich. Wichtig ist, dass unsere Kinder solche Beziehungen aufbauen können, die dann eben auch im Wind oder Sturm der Pubertät bestehen.

Und für mich stellt sich somit auch die Frage, wo ich für andere Kinder und Teenager so eine Person sein kann. Bin ich bereit, mein Herz zu öffnen und mich zu investieren? Bist du bereit?

Ich hab’s schon öfter getan und es lohnt sich! Was gibt es Schöneres als mitzuerleben, wie sich aus der Raupe ein wunderschöner Schmetterling entwickelt?

Original Teetässchen

Original Teetässchen


Ps. Wie du sicher schon bemerkt hast, liebe ich Teenager und die Zeit des Erwachsenwerdens besonders. Aus diesem Grund ist auch der Neufeldkurs «Teenager verstehen» einer meiner Lieblingskurse. Vielleicht wäre er auch etwas für dich?

Adoleszenz2021 - Kopie.jpg