"Adolescence" - Mörder mit 13!?

«Adolescence»

In diesen Ferien habe ich die Mini-Serie «Adolescence» geschaut. Diese Serie taucht tief in die turbulente und prägende Zeit der Brückenüberquerung von der Kindheit zum Erwachsensein ein. Die Hauptfigur ist ein 13-jähriger Junge, Jamie, der wegen Verdacht auf Mord an einer Mitschülerin verhaftet wird. In 4 Folgen entspannt sich eine komplexe Geschichte und am Ende fragt man sich vielleicht, ob Jamie jetzt eigentlich Täter oder Opfer war.

Selbstverständlich habe ich auch mit den Eltern mitgelitten. Völlig ahnungslos wurden sie eines Morgen von einer Horde voll bewaffneter Polizisten, die ihren Sohn suchten, überrascht. Ihre Überforderung mit der Situation können sich wahrscheinlich die meisten Eltern vorstellen.

Eine erste Schlüsselszene war für mich der Moment, als dem Vater von Jamie Bilder vorgelegt wurden, die Jamie in den letzten Monaten auf Instagram gepostet hatte. Sein Gesicht sprach in diesem Moment Bände… offenbar war er komplett ahnungslos darüber, was sein Sohn im Internet so treibt.

Ein gutes Jahr später, in der Serie ganz am Schluss, sprechen die Eltern von Jamie darüber, was sie anders hätten machen müssen. Der Vater hat zwar seine Kinder nie geschlagen, das hat er sich, nachdem er selbst eine schwere Kindheit gehabt hatte, vorgenommen. Aber er kommt zur Einsicht, dass das allein wohl nicht genug war. Die Eltern stellen fest, dass sie wirklich keine Ahnung hatten, was ihr Sohn Tag für Tag in seinem Zimmer so machte. Aus dem Gespräch erschliesst sich, dass Jamie wohl Stunden, oft bis tief in die Nacht hinein, mit Smartphone und co. beschäftigt und kaum ansprechbar war. Das hätte anders laufen müssen, aber wie anders, da scheinen die Eltern dann doch wieder ratlos.

Wenn ich die Zeit zurückdrehen und Jamies Eltern etwas raten dürfte, dann wären es 2 Dinge:  

  • Haltet an der Beziehung fest, auch wenn es den Anschein macht, dass euer Sohn euch nicht mehr braucht! Interessiert euch für seine Welt, schafft Gemeinsamkeiten, Berührungspunkte, schaut, dass ihr zusammen Spass habt. Kultiviert ein Familienklima der Offenheit und wo Herzen weich und in Kontakt mit den Gefühlen sein dürfen.

  • Lasst euer Kind / Teenie nicht alleine und unbeaufsichtigt mit den Medien. Informiert euch, seid ihm einen Schritt voraus, was social Media betrifft, gestaltet Regeln und Richtlinien und vor allem, sucht das Gespräch!  

Ich vermute mal, Jamie ist nicht der einzige Teenager, der mit seiner eigenen Entwicklung, dem sozialen Druck in der Schule, Mobbing und dann auch noch den sozialen Medien völlig überfordert ist. Gott sei Dank enden die wenigsten dieser Storys mit einer Verhaftung und Mordverdacht. Trotzdem sollten wir diese Serie als Weckruf sehen: Unsere Teenager brauchen uns! Sie sind noch nicht erwachsen, sie können all die Themen noch nicht allein handeln. Und vor allem: Die Themen, mit denen sie durch social Media konfrontiert werden, sind so viel grösser und schwerer als wir denken oder uns vorstellen können. Deshalb noch einmal: Unsere Teenager brauchen uns!

Und wenn wir uns die Zeit nehmen, unsere Teenager gerade auch da zu begleiten und informiert zu sein, wo es unbequem wird, haben wir die Chance auf echte Beziehung und Begegnung. Auf dass sie dabei zu reifen und gefestigten jungen Erwachsenen werden dürfen!

 

Zur Serie: Absolute Empfehlung für Erwachsene. Ab welchem Alter Teenager die Serie schauen sollen, das zu entscheiden überlasse ich gerne den Eltern.