Fehl am Platz und nicht willkommen!

Wir reisten wieder einmal nach München in die Allianz Arena (noch vor der Pandemie). Bereits bei der ersten Sicherheitskontrolle fragte ich mich, warum wir ausgerechnet bei den Eingängen durchmussten, die speziell gesichert waren. Bei der zweiten Schleuse wurden wir dann darauf hingewiesen, dass wir unsere Bayern-Schals tunlichst verschwinden lassen sollten und dass unser Sohn unbedingt seine Jacke über dem Bayern-Trikot anbehalten soll. Da dämmerte es mir… die auf die Schnelle, erstaunlich günstig erstandenen Tickets waren nicht für Plätze im neutralen oder im Bayern-Sektor, sondern im Gästesektor. Etwas später fanden wir uns ziemlich bestürzt mitten unter den Mainzer Ultras wieder. Wir konnten uns etwas an den Rand retten und stellten fest, dass wir nicht die einzigen waren, denen offenbar ein Missgeschick passiert war. Ob die 20 bewaffneten Polizisten oberhalb von uns eine Beruhigung waren oder nicht weiss ich bis jetzt nicht so genau…

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Auf jeden Fall war dieses Fussballspiel eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Selten im Leben habe ich mich so fehl am Platz gefühlt wie dort. Ich fühlte mich so «anders» und nicht willkommen. Nicht zu vergleichen damit, wenn man am anderen Ende des Stadions unter “seinesgleichen” sitzen würde.

Und ich musste daran denken, dass das was ich in diesen 2 Stunden erlebt habe für viele Menschen Alltag ist. Sich nicht willkommen, nicht dazugehörig, anders fühlen... Ziemlich alarmierend fühlt es sich an, man steht unter Spannung, ist ständig die Umgebung am «scannen», ob irgendwo Gefahr lauert. Und während ich das Fussballspiel nicht geniessen konnte, überlegte ich mir, wie viele Kinder sich wohl in der Schule so alarmiert fühlen. Und dann wird von ihnen erwartet, dass sie ihre Aufmerksamkeit auf den Schulstoff richten und lernen können.

Aus der Entwicklungspsychologie wissen wir, dass das kindliche Gehirn so designt ist, dass «Bindung» weit vor «Neugierde» kommt. Anders gesagt, das Bedürfnis nach Kontakt und Nähe, nach «Willkommen sein» und nach Zugehörigkeit muss erfüllt sein, damit ein Kind sich dem Schulstoff widmen und wirklich lernen kann.

Auch wenn wir diese Voraussetzungen nicht immer beeinflussen können, so können wir doch vielleicht etwas Verständnis aufbringen für ein Kind, dass gerade mit wichtigerem beschäftigt ist als mit dem Lernen? Denn Kontakt und Nähe sind nun einmal die wichtigsten Bedürfnisse von uns Menschen.

Mehr über Alarm und Angst, und wie wir damit umgehen können im Kurs “Ängste verstehen”

Infos und Anmeldung:






Angela Indermaur