Von einem Ausflug der besonderen Art...

Es ist erst der 3. Monat des Jahres um und wir fahren schon zur dritten Beerdigung in diesem Jahr. Es waren keine dramatischen Todesfälle, alle waren über 80 und trotzdem ist es immer ein Abschiednehmen. Tod und Trauer sind Themen, die wir in unserer Zeit lieber verdrängen. So ist auch die Geschichte um den Karfreitag eine Geschichte, die wir unseren Kindern lieber ersparen würden und die wir nicht so gerne erzählen.

Und doch gehört auch dieses Thema zum Leben dazu und früher oder später werden unsere Kinder zwangsläufig damit konfrontiert.

Ich mag mich gut erinnern, wie ich als 5-jähriges Kind an der Beerdigung einer älteren Dame meinen Eltern entkommen bin. Ich habe mich unbemerkt zwischen all den Beinen durchgeschlängelt, mit dem Ziel, einen Blick in den Sarg zu werfen. Ich wollte unbedingt wissen, wie das aussieht und dass ich das nicht durfte von den Eltern aus, hat die kindliche Neugier nur verstärkt. Ich habe mein Ziel erreicht und geschadet hat mir der «Ausflug» wohl nicht.

Dies hatte bestimmt auch damit zu tun, dass ich diese Dame zwar kannte, sie mir aber nicht besonders nahestand. Die ganze Beerdigung war nicht geprägt von grossem Leid und Trauer.

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Als meine Kinder klein waren, kam mir das wieder in den Sinn und so haben wir unsere Kinder schon recht früh mitgenommen an Beerdigungen von Verwandten, die aus Altersgründen verstorben sind.

Eine davon war meine Grossmutter, die fast 95 Jahre alt werden und dann friedlich einschlafen durfte.

Die Fragen, die die Kinder dazu stellten, haben wir ehrlich, aber möglichst ohne Dramatik beantwortet. Genauso auch die Geschichte um Karfreitag. Für uns gehört sie dazu, aber das «wie» (wie die Geschichte erzählt wird) war uns wichtig und ebenso, dass man nicht bei Karfreitag stehen blieb, sondern die Geschichte bis Ostern weiter erzählte.

Unsere Erfahrung war, dass die Kinder einen natürlichen Zugang zum Thema Tod und Trauer entwickelten. Als sie dann später im Mittel- und Oberstufenalter mit zwei wirklich dramatischen Todesfällen konfrontiert waren, waren wir sehr froh um diesen Hintergrund. Wir konnten gute Gespräche führen und jedes Kind in seiner eigenen Art der Verarbeitung begleiten. Mehr noch, wir durften sogar erleben, wie sie ihren, direkt betroffenen, Freunden eine Stütze sein konnten.

Vielleicht sind gerade die bevorstehenden Ostertage eine Möglichkeit sich ganz natürlich und unaufgeregt diesem Thema ein Stück anzunähern?

 

Bei diesem Thema kommt auch immer wieder die Frage auf, ob wir vor unseren Kindern weinen sollen / dürfen. Diesem Thema stellen wir uns beim nächsten Mal.

Angela Indermaur