So ein Blödsinn!
Meine Freunde und ich hatten eine absolut glorreiche Idee: Wir wollten einen Streich spielen, und zwar einen richtig grossen! Ein Junge aus unserer Gruppe wohnte in einem älteren Haus und in seinem Zimmer gab es eine Falltür in den Keller. An jenem Tag war seine Mutter nicht zuhause und es war schnell klar, dass sie das «Opfer» unseres Streiches und jene Falltür wichtiger Bestandteil davon sein sollte. Wir gingen durchs Haus und verursachten ein ziemliches Chaos, wir stellten Möbel um, vertauschten Zucker und Salz in den dafür vorgesehenen Gefässen, usw. Die Krönung war ein Eimer voll frischem Gras so auf der Eingangstür platziert, dass die nächste Person, die das Haus betreten würde, eine Grasdusche erhalten würde.
Wir «4 Helden» wollten unter der Falltür hocken und durch einen kleinen Spalt beobachten was passieren würde. Was wir nicht wussten war, dass die Mutter unseres Freundes in Kürze Besuch erwartete. So kam es, dass sie schon nach der Grasdusche ziemlich sauer wurde und den Streich angesichts des Besuches überhaupt nicht lustig fand. Uns wurde es flau im Magen… Aber der Keller hatte ja einen eigenen Ausgang und so verkrümelten wir uns tunlichst. Alle ausser unserem Freund, der sich nun allein seiner wütenden Mutter stellen musste… Ach, er tut mir heute noch leid!
Es kam, wie es kommen musste… Kaum zuhause hatte ich ein sehr schlechtes Gewissen und gestand schliesslich meiner Mutter, was ich ausgefressen hatte und sagte auch gleich, dass ich wisse, dass es nicht okay gewesen sei. «Das musst du in Ordnung bringen. Ruf dort an und entschuldige dich…» der Standpunkt meiner Mama war klar und indiskutabel. Ich weiss noch genau, wie ich mit dem Telefon in der Hand im Wohnzimmer auf und ab ging… Was soll ich bloss sagen? Wie soll ichs sagen? So, oder doch besser anders? Ach, es war zum Haare raufen. Meine Mama stand mir bei, sie beriet mich und machte mir Mut. Doch wer solchen Blödsinn machen kann, kann es auch wieder in Ordnung bringen, dabei blieb sie.
Ja, ich habe es geschafft, habe dort angerufen, mich entschuldigt und war mehr als erleichtert, dass diese Entschuldigung auch angenommen wurde und ich mich fortan wieder im Haus meines Freundes blicken lassen konnte. Und meine Mutter freute sich mit mir, dass ich diese Last nun los war.
Eine Strafe allerdings erhielt ich für meine Tat nicht. Und diese war in diesem Fall ja auch gar nicht notwendig, denn ich hatte ja längst eingesehen, dass wir zu weit gegangen waren. Wenn wir diesen «shift», dieses Einsehen und Verstehen in unserem Kind sehen, können wir es getrost dabei belassen, dem Kind bei den nächsten Schritten zur Seite zu stehen. Es braucht keine Anfeindungen, keinen Richter und keine Verurteilung. Es braucht vielmehr Unterstützung darin, etwas wieder in Ordnung zu bringen oder die Folgen einer Tat «auszubaden».
Als Mutter musste ich mir manches mal auf die Zunge beissen. Denn mein Gerechtigkeitssinn wollte mich dazu verleiten, meinem Kind nochmal klipp und klar zu sagen, was Sache ist. Und oft genug habe ich es wohl auch getan. Aber nötig gewesen wäre es in den meisten Fällen nicht, denn Kinder haben in der Regel ein gutes Gespür für Recht und Unrecht. Und wenn ihre Herzen weich sind und sie in Kontakt mit ihren Gefühlen sind, werden sie diese, manchmal feine Linie wahrnehmen und danach handeln. Uns bleibt das Unterstützen und zur Seite stehen.
Und ja, ich war bei dem Streich kein Kleinkind mehr und ich habe etwas daraus gelernt. 😉 Fortan habe ich mir über die Konsequenzen einer Tat im Voraus Gedanken gemacht. Nicht, dass ich keine Streiche mehr gespielt hätte…
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