"Oh dieses elende Handy" - Geschwistergeflüster Teil 5

Einer unserer grössten Fehler als Eltern bestand darin, unserem ältesten Kind Mitte 6. Klasse ein Smartphone zu schenken. Wir wollten es überraschen… Wir dachten, es sei doch großartig, wenn es in Zukunft mit dem Opi und dem Götti, usw. whatsappen kann… Und wir hatten keine Ahnung auf was wir uns da einliessen. «Oh dieses elende Handy» diese Aussage dachte und sagte ich so manches mal.

Das grösste Dilemma erlebten wir aber erst ein gutes Jahr später, als das wir merkten, dass unser zweites Kind davon ausgeht, dass es im gleichen Alter ein Smartphone bekommt. Natürlich, das ist ja nicht mehr als gerecht, denkt man im ersten Moment.

Wir hatten in diesem Jahr damals viel Handyknatsch, was zweifelsohne auch die Beziehung zwischen uns und dem Kind belastet hat. Wollen, sollen, müssen wir uns das wirklich noch einmal, bzw. noch zweimal antun?

Wir haben eingesehen, dass es ein Fehler war, so früh ein Smartphone zu schenken, müssen wir diesen Fehler nun wissentlich ein zweites Mal begehen, um der Gerechtigkeit willen?

Nach langem hin und her überlegen und diskutieren kamen wir zum Schluss: Nein. Wir wollen aus unseren Fehlern lernen und wir wollen die Beziehung schützen.

Und genauso erklärten wir das unserem zweiten Kind. Was dann geschah werde ich niemals vergessen, und wurde für mich zu einem Schlüssel in weiteren ähnlichen Situationen.

Die Botschaft, dass es bis auf weiteres noch kein Smartphone (wohl aber ein Handy, wegen dem weiten Schulweg mit den ÖV) gibt, löste bei unserem Kind bittere Tränen aus. Unter Tränen konnte es aber auch sagen «Ich verstehe euch ja, dass ihr den gleichen Fehler nicht wieder machen möchtet. Aber es ist ungerecht und ich bin so traurig».

Ja, es völlig ok traurig zu sein. In unserer Welt werden wir unzähligen Ungerechtigkeiten begegnen, die wir nicht ausgleichen oder aus dem Weg räumen können. Aber wir können darüber trauern und weinen. Wir können uns verändern lassen und uns an das anpassen, was wir nicht verändern können. Dieses trauern können, und anschliessend neue Hoffnung schöpfen und das Leben wieder in Angriff nehmen zu können, das ist Resilienz! Und es ist sogar wichtig, dass unsere Kinder mit solchen Situationen, die sie nicht verändern können, konfrontiert werden. Genauso wichtig ist es, dass sie dabei liebevoll begleitet werden, und ihre Trauer ernst genommen wird. Diese Tränen sind enorm wertvoll, unsere Kinder reifen an solchen Situationen! Es geht dabei nicht um lernen, sondern um reifen!

Auch unser Kind schöpfte Hoffnung, es fragte uns nämlich, ob es sich dafür einen anderen Traum verwirklichen darf… Es durfte… mehr dazu im nächsten Beitrag!

 

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Angela Indermaur