Medien-Mündigkeit fördern: 10 essentielle Do's and Don'ts für Eltern

 

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Die Erziehung zur Medien-Mündigkeit unserer Kinder und Teenager ist eine komplexe und unglaublich vielschichtige Sache geworden. Ich werde hier auf dem Blog immer mal wieder die eine oder andere Facette von diesem Thema beleuchten.

Heute habe ich meine 10 wichtigsten «Do’s and don’ts» mitgebracht, kurz und knackig:

1.       «Es macht keinen Sinn, Kinder zu erziehen, sie machen uns eh alles nach» (Quelle unklar) Obwohl ich diesem Satz nicht 100% zustimme, zeigt er in Bezug auf Medien die Wichtigkeit dessen auf, was wir tun oder nicht tun. Als verantwortungsbewusste Eltern dürfen wir uns auch in diesem Bereich regelmässig reflektieren. Und vielleicht sogar Hilfe holen. Dann, wenn wir merken, dass wir in einer Sucht gefangen sind und selbst nicht herausfinden. Uns und unseren Kindern zuliebe!

2.       An einem Strick ziehen: Mit den Medien kommt ein weiteres Thema dazu, in welchem wir als Eltern vielleicht völlig unterschiedliche Ansichten haben. Diese dürfen wir auch haben, aber in Bezug auf unsere Kinder macht es Sinn (und erspart uns viel Stress!) wenn wir uns in den wichtigen Punkten einig sind und an einem Strick ziehen. Dass hierfür ein Gespräch, wenn die Kinder klein sind, nicht ausreicht, ist uns wohl allen klar.

3.       «Darum prüfe, wer sich ewig bindet!» Die Anschaffung jeglicher Geräte will wohlüberlegt sein. Noch mehr Gedanken sollten wir uns aber darüber machen, wie die Nutzung aussehen soll. Wer, wo, wann und wie oft? Am besten fangen wir damit ganz früh schon an, vielleicht bereits bei der Toniebox?

4.       Spiel und Spass im Familienalltag: Richtig eingesetzt können Medien auch dazu beitragen, Spiel und Spass in den Familienalltag zu bringen. Zusammen eine Runde gamen, Filmabende und sogar eine Netflix Serie in der richtigen Dosierung können viel positives bewirken.

5.       Der Zeitpunkt des Handyvertrages: Ich werde nicht müde, Eltern immer und immer wieder darauf hinzuweisen, dass der richtige Zeitpunkt für den Abschluss eines Handyvertrages VOR dem Einzug des Handys ist! Das heisst nicht, dass man nicht gewisse Anpassungen laufend vornehmen kann. Aber wir ersparen und eine Menge Stress und Ärger, wenn wir zuerst den Nutzungsvertrag aufsetzen und damit wichtige Grundlagen festlegen und dann in das Abenteuer «Kind und Handy» starten.

6.       Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser: Nein, ich habe da nichts verwechselt. Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass unsere Kinder unglaublich schnell lernen und dass sie viel schneller als wir denken, in der Lage sind unsere Einschränkungen auszuhebeln, wenn sie das wollen. Und hier können wir ansetzen: Das Einzige, was uns wirklich davor schützt, hintergangen zu werden, ist eine tiefe Bindung. Denn sicher und gebundene Kinder wollen uns nicht hintergehen. Schlechte Geheimnisse fühlen sich als Trennung und damit schlecht an. Das wiederum bedeutet nicht, dass wir keine Barrieren und Schutzmechanismen einbauen sollten. Aber wir sollten uns nicht allein darauf verlassen.

7.       Informiert und somit ein Gesprächspartner sein: Unsere Teenager trennen ihre Welt nicht mehr in «echtes Leben» und «Medien», ihr Leben findet sowohl «in echt» wie eben auch virtuell statt. Wenn wir als Eltern, die wir keine «digital natives» sind, am Ball bleiben und informiert sind, können wir unseren Teenagern auch in diesen Fragen ein echtes Gegenüber sein. Solche Gespräch tragen zum Gelingen von Punkt 6 bei.

8.       Wir Kinder aus Bullerbü: Wir müssen unseren Kindern keine «Bullerbü-Kindheit» bieten. Aber es ist definitiv so: Kinder, die viele, ganz praktische Erfahrungen machen können, sei dies in der Natur, in der Küche, Werkstatt oder beim Sport, usw. stehen weniger in der Gefahr, vor Langeweile in die Welt der Medien zu fliehen. Deshalb sind zerrissene und schmutzige Hosen, Chaos in der Küche oder im Bad, usw. keine lästigen Begleiterscheinungen, sondern ein Zeichen dafür, dass Kinder gerade ihre Emergenz entwickeln und damit einen wichtigen Schutz vor späterem Suchtverhalten. (Und ja ich weiss, auch das schönste Chaos kann einem zu viel werden und einfach nur anstrengend sein, darum Punkt 9)

9.       Seien wir barmherzig mit uns! Kränkelnde Kinder, viel Gejammer, genervte Mama… Wer kennt das nicht? Ich werde nie die pragmatische Äusserung meines Mannes, nach so einem Winternachmittag vergessen: «Meinst du wirklich, es wäre schädlich gewesen, wenn die Kinder heute Nachmittag einen Film hätten schauen dürfen, du etwas Zeit für dich gehabt und danach wieder Energie für die Kinder gehabt hättest?» Ich wollte keine Mama sein, die ihre Kinder vor dem TV «parkiert», aber manchmal wäre das wohl die beziehungsschonendere Alternative gewesen. Denken wir daran: 80% ist ausreichend! Und bei den restlichen 20% liegen eben solche Ausnahmen drin.

10.  Und zum Schluss noch einen Punkt zur Prävention: Je jünger die Kinder und Teenager, desto mehr sollten wir darauf achten, dass alles, was an Bildschirmen passiert, möglichst in öffentlichen Räumen stattfindet. Und wenn doch Hausaufgaben am PC im eigenen Zimmer gemacht werden müssen, ist es ein einfacher und guter Schutz, wenn das Zimmer so eingerichtet ist, dass man von der Türe aus auf den Bildschirm sieht. Damit wollen wir niemanden unter General-Verdacht stellen, sondern folgen dem Motto «Vorbeugen ist besser als heilen».

 

Diese Auflistung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie soll zur Reflexion beitragen und vielleicht ist es nur ein Punkt, den du für dich rausnimmst und überlegst, wie du das in deiner Familie handhaben möchtest?