Wenn im Internet "etwas Dummes" passiert... Teil 2
Als Eltern müssen wir uns darauf einstellen, dass wir uns irgendwann in der Situation wiederfinden, wo unser Kind / Teenie uns mehr oder weniger aufgelöst berichtet, dass ihm «etwas Dummes» passiert ist. Im letzten Blogbeitrag war dies ein geteiltes Foto von sich selbst, das auf keinen Fall in fremde Hände gehört. Vielleicht hat das Kind aber auch etwas angeklickt und dann verstörende Bilder gesehen, vielleicht hat es Namen und Adresse preisgegeben, an einer Stelle wo dies nicht angebracht ist, usw.
Wie reagieren?
Wenn wir als Eltern darauf vorbereitet sind, dass so etwas passieren kann, haben wir schon halb gewonnen. Denn dann fallen wir nicht aus allen Wolken und die Chance, dass wir unbedacht reagieren wird kleiner.
Das Wichtigste aus meiner Sicht ist tatsächlich: Ruhig bleiben und dem Kind die Botschaft vermitteln: «super, dass du damit zu mir gekommen bist.» Natürlich sind wir nicht begeistert von solchen Dingen und das wissen die Kinder und Teenies ja auch.
Das Zweitwichtigste folgt auch gleich: «Hey, das ist nicht cool, aber wir schaffen das gemeinsam!» Egal was für ein Blödsinn gemacht wurde, unsere Kinder brauchen unbedingt die Botschaft, dass wir FÜR sie sind und nicht ihre Gegner. Sie müssen spüren, dass auch dieser Blödsinn sie nicht von unserer Liebe trennen kann und wir sie deshalb nicht loslassen. Wenn wir diese beiden Botschaften vermitteln haben, haben wir die Grundlage gelegt, um das Problem anzugehen.
Natürlich ist es enorm hilfreich, wenn wir es schaffen, selbst «cool» zu bleiben. Panik bringt jetzt nichts, wir brauchen gerade unseren Verstand! Vielleicht brauchen wir dafür eine kurze Pause an der frischen Luft, ein Glas kaltes Wasser oder einen Moment im Keller, wo wir ins Kissen schreiben können? Mit regulierten Gefühlen und klarem Verstand geht’s nämlich einfacher 😉
Nun können wir uns überlegen, ob etwas strafrechtlich Relevantes geschehen ist und ob es Sinn macht, die Polizei einzuschalten. Die Mutter des Jungen, der ein Foto von sich geteilt hatte und nun damit erpresst wurde, hat sich tatsächlich umgehend bei der Polizei gemeldet und wurde dort kompetent beraten und über die nächsten Schritte aufgeklärt.
Ist dies nicht der Fall, können wir unsere Kinder in die Verarbeitung begleiten. Haben sie verstörende Sachen gesehen, ist es gut darüber zu sprechen und aufkommende Fragen zu beantworten. Solche Fragen kommen wohl nicht nur in dem einen Gespräch, sondern auch Tage und manchmal Wochen danach und das ist okay.
Gleichzeitig kann man dann auch mit dem Kind zusammen überlegen, wie wir in Zukunft verhindern können, dass solche Dinge passieren. Hier könnten wir mit dem Kind zusammen ausmachen, dass es in Zukunft sofort die Augen schliesst / wegsieht, wenn es mit verstörenden Inhalten konfrontiert wird. Nicht immer entscheidet sich das Kind ja dafür, etwas anzusehen. Nicht selten poppt etwas auf oder es wird ihm buchstäblich «vor die Nase gehhalten».
Und wir könnten auch die Regeln ausmachen «im Zweifelsfall erst eine erwachsene Person beiziehen». Egal ob es darum geht, etwas online zu stellen, preiszugeben, oder anzuklicken, wer nicht 100% sicher ist, dass es okay ist, zieht erst eine erwachsene Person bei.
Solche Handlungsanweisungen müssen sinnvollerweise immer mal wieder in Erinnerung gerufen und wiederholt werden. Als Eltern macht es durchaus Sinn, auch ab und an nachzufragen, wie es dem Kind / Teenie mit solchen «dummen Sachen» oder auch dem Internet allgemein geht…
Wer sich in Sachen Sexualerziehung, Prävention, etc. fit machen möchte, dem kann ich die Bücher «Sexualerziehung bleibt Familiensache» von Regula Lehmann
und «Aufgeklärt – Pädagogisches Knowhow für die Sexualerziehung» von Veronika Schmidt empfehlen.
Und wer sich in Sachen Medien ganz allgemein fit machen möchte, ist beim Webinar «Knacknuss Medien” genau richtig:
Knacknuss Medien
13. Februar / 19.30 Uhr / via Zoom
mit Aufnahme, die 1 Monat zur Verfügung steht.
Ob Hörspiele, Filme oder Games, ob TV, Handy oder Konsole, der Umgang mit Medien ist wohl eine der grössten Herausforderungen für Eltern in der heutigen Zeit. Wie wir den Umgang mit Medien so handeln können, dass sie den natürlichen Entwicklungsprozess unserer Kinder nicht gefährden, darum geht es in diesem Webinar.