Von spielenden Kindern und Mamas die Cappuccino trinken möchten...

Eines unserer Kinder bekam zum Geburtstag einen wunderschönen Käuferladen, mit Kasse, kleinen Früchtchen und Gemüse und jede Menge anderem Kleinkram. Eine Freundin von mir war mit ihren Kindern zu Besuch und wir dachten, wir könnten uns mit einem Cappuccino auf die Terrasse setzen und die die Kinder könnten zusammen mit dem Käuferladen spielen.

Soweit die Theorie …

In der Praxis sassen wir wohl keine 2 Minuten am Stück draussen. Zwischen den 5 Kindern gab es ein unglaublicher Heckmeck um den Laden und die Kasse. Einiges Geschrei und Tränen und 2 frustrierte Mütter später brachen wir die Übung ab.

Es brauchte noch ein paar solcher Erlebnisse, bis mir irgendwann klar wurde, die Vorstellung von Cappuccino-trinkender Mütter und in Eintracht zusammen spielender Kinder entspringt der Utopie und hat wenig mit der Realität zu tun.

Wenn ich zurückschaue, sind mir noch mehr Dinge klar geworden:

1.      Weniger ist mehr: Abmachen und spielen mit anderen Kindern ist anstrengend, sowohl für die Mutter als auch für das Kind. Bei uns gab es lange Zeit die Regel, dass jedes Kind 1x die Woche abmachen durfte. Und damit fuhren wir gut. Vorteil: Den Kindern bleibt so auch genügend Zeit, um allein zu spielen. Für die Gehirn-Entwicklung ist das «Alleinspiel» sowieso das Beste.

Wenn die Kinder immer in etwa mit den gleichen Freunden abmachen, oder mit Geschwister oder Nachbarskinder spielen, entstehen da «eingeSPIELte Teams». Je eingespielter desto eher ist «echtes Spiel» möglich.

2.      Altersdurchmischte Gruppen sind oft ruhiger: Wenn das etwas ältere Nachbarskind mitspielt, oder wenn die Kinder mit den viel jüngeren Nachbarskindern spielen, fällt das Vergleichen und der Wettbewerbsgedanke oft automatisch weg. Die Grossen sind sowieso cool und müssen sich nicht beweisen, die Kleinen sind «herzig». So in etwa… Wir haben auch sehr gute Erfahrungen damit gemacht, mit Familien mit grösseren Kindern und später mit kleineren Kindern Urlaub zu machen.

3.      Verfügbarkeit einschränken macht Sinn: Immer wieder waren wir mittwochs einfach «weg» und abmachen war somit kein Thema. Im Sommer kauften wir uns zum Beispiel ein Abo vom Strandbad am See und nicht vom Schwimmbad im Dorf, somit kannten wir da automatisch weniger Leute da.

4.      Realistische Erwartungen: Kleinkinder (Kinder unter 5 – 7 Jahren) haben noch keine gemischten Gefühle. Dinge wie «Rücksicht nehmen», «Teilen», «warten, bis man an der Reihe ist» usw. sind somit noch sehr schwierig bis unmöglich. Kinder in diesem Alter brauchen noch unsere Anwesenheit und Hilfe, wenn sie in der Gruppe agieren sollten. Cappuccino trinken müssen wir Mamas also auf später verschieben 😉

5.      Familien-Freundschaften: Bei unseren Kindern hatten vor allem jene Freundschaften Bestand, bei denen nicht nur die Kinder befreundet waren, sondern wir Eltern uns auch kannten oder sogar befreundet waren. Unsere Jüngste und ihre Freundin stellten sich mal so vor: «wir sind Freundinnen, unsere Mamas und Papas sind Freunde und sogar unsere Grossmütter sind beste Freundinnen.» Das ist eine Freundschaft, die schon viele Hochs und Tiefs ausgehalten hat und bis heute Bestand hat. Solche Freundschaften sind ein gutes Pendant zu Schulfreundschaften und relativieren oft so einiges.

Noch vieles könnte man zum Thema sagen, aber das sind so meine Top 5 zu diesem Thema.