Die Sache mit dem Vorbild...

Ein weiser Jungschar-Hauptleiter sagte einmal zu mir als junge Leiterin: «Denk daran, als Leiter sind wir für die Kinder IMMER ein Vorbild. Die Frage ist bloss, ob wir ein gutes oder schlechtes Vorbild sind.» Dieser Satz ist bei mir hängengeblieben und ich denke, er gilt nicht nur für Jungscharleiter, sondern für alle, die mit Kindern unterwegs sind.

Ein wenig erinnert dieser Satz auch an den bekannten Spruch «Es hat keinen Sinn, Kinder zu erziehen, sie machen sowieso alles nach.» ((Karl Valentin)

Beide Aussagen haben Potenzial in sich: Potenzial, uns zu entmutigen in dem Sinn, dass wir uns gar nicht erst anstrengen müssen. Wir sind nicht perfekt und unsere Kinder werden es auch nicht sein. Also ist eh alles egal?

Als Person, die dazu neigt, eher das halbvolle als das halbleere Glas zu sehen, sehe ich in diesen Aussagen ebenso Ermutigung und diese möchte ich weitergeben: Wenn wir unsere Werte, das was uns wichtig ist, an die nächste Generation weitergeben möchten, müssen wir nicht in erster Linie darüber lehren, oder sie Kindern gar mittels Bestrafung / Belohnung «anerziehen». Nein, wir dürfen einfach leben und somit VORleben und unsere Kinder ganz natürlich mitnehmen.

Dabei kommt es gar nicht so sehr darauf an, was wir genau weitergeben wollen. Bestimmt wünschen wir uns alle, dass für unsere Kinder Anstand, Verantwortungsbewusstsein, Rücksichtnahme, etc. selbstverständlich werden. Vielleicht haben wir auch den Wunsch unsere Werte bzgl. Umweltschutz, Ernährung, Konsum, … weiterzugeben.

Und wie ist es nun, wenn es um unseren Glauben geht? Ich bin überzeugt, dass hier das gleiche gilt: VORleben.

Vorleben könnte praktisch heissen:

-            Das, was ich sowieso mache auch sichtbar machen (und vielleicht manchmal auch darüber sprechen). Ich kann mich sehr gut an die braune Bibel meines Vaters erinnern. Sie lag immer in der Stube, neben dem Sofa. Und ich sah ihn sehr oft darin lesen. Dieses ganz normale «Bild» sprach zu mir: «Wow, das muss ein spannendes Buch sein, wenn Papa so viel darin liest. Ich möchte auch so eines haben.»

-            Unsere Kinder Anteil haben lassen: Auch hier wieder ein Beispiel mit meinem Papa: Er sah sich gerne ein gutes Fussballspiel im TV an. Ab einem gewissen Alter durfte ich bei wichtigen Spielen aufbleiben und wir zelebrierten das gemeinsame Fussballschauen mit einem Snack und einem feinen Getränk. Hier wurde meine Liebe zum Fussball begründet. Dieses Beispiel lässt sich leicht auf viele andere Themen übertragen.

-            Rituale und Traditionen schaffen: Das heisst nicht zwingend, an alten Formen oder Strukturen festhalten. Aber sinnvolle Rituale und Familientraditionen schaffen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und stärken die Bindung. Der Gottesdienst-Besuch am Sonntag könnte so etwas sein, Feste feiern, oder auch die gemeinsame Mitarbeit an einem wiederkehrenden Anlass. So ein Anlass war bei uns die Kinderwoche im Frühling. Anfangs war ich Leiterin und meine Kinder «Kiwo-Kids». Das änderte sich bald und im Laufe der Jahre wurden aus den «Kiwo-Kids» «Kiwo-Leiter». Über diese gemeinsame Aktion konnte ich meinen Kindern viel vermitteln, nicht nur über den Glauben, sondern auch viele andere Werte, wie Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit, usw.

-            Unperfekt sein: Weder Jungscharleiter noch Eltern sind perfekt. Wenn wir zu unseren Fehlern stehen und unsere Kinder gerade auch hierin mit auf den Weg nehmen, sind wir ein gutes Vorbild, trotz Fehlern. Das ist doch eine gute Nachricht, oder?

 

Nun wünsche ich dir viel Freude im Vorleben und Vorbild sein in dem, was dir wichtig ist!