Ein ganzes Dorf...
Den Satz «Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind grosszuziehen» hat mittlerweile sicher jede/r von uns schon einmal gehört.
Und dass wir, weil wir heute kaum mehr in solchen Dörfern wohnen, unser «Dorf» oder, wie wir es oft nennen, «Bindungsdorf» selbst bauen müssen, ist wohl auch nichts neues.
Ein Dorf in diesem Sinne kann ganz verschiedene Funktionen erfüllen. Neben der Erfüllung, die wir in Beziehungen finden, kann Entlastung eine wichtige Funktion sein. Ein Dorf kann aber auch mithelfen unseren Kindern gute Startbedingungen fürs Leben zu schenken. Und im besten Fall kann das Dorf auch der Ort sein, wo Werte vorgelebt werden und wo unsere Kinder / Jugendlichen zur konstruktiven Reflexion über verschiedene Werte und Lebensstile eingeladen werden.
Wenn ich auf meine Kindheit / Jugend zurückschaue, dann sehe ich eindeutig die Konturen dieses Dorfes. Da gab es eine bunte Mischung aus Menschen, die ich als «erwachsene Freunde» bezeichnet hätte. Menschen, die sich in mich investiert haben, die mich ein Stück mit auf den Weg genommen haben, die mir Anteil an ihrem Leben gegeben haben. Genauso waren meine Eltern auch Freunde von meinen Freunden und hiessen sie in unserem Zuhause herzlich willkommen. Dieses «Dorf» hat mich geprägt und ich wünschte mir das für meine Kinder auch.
Nun, so ein Dorf fällt nicht einfach vom Himmel. Sicher, die einen haben vielleicht bessere Startbedingungen, weil es schon tragfähige Beziehungen vor Ort gibt. Andere haben es schwerer, die Gründe da können ganz unterschiedlich sein.
Doch wenn wir so ein Dorf aus guten Freunden und tragfähigen Beziehungen uns wünschen, müssen wir in diese Beziehungen investieren, da kommen wir alle nicht drum herum, und das ist auch gut so.
Leider gibt es keine «Anleitung mit Geling Garantie» für den Bau eines solchen Dorfes oder Netzwerkes. Aber ein paar Anhaltspunkte vielleicht:
- Freundschaften pflegen: Im besten Fall werden unsere Freunde auch die Freunde unserer Kinder. Nicht alle Jugendfreundschaften überleben die Phase der Familiengründung. Deshalb brauchen wir eine gewisse Offenheit für neue Beziehungen. Wenn diese Freunde in etwa die gleichen Werte haben, die uns wichtig sind, ist das ein wichtiger Pluspunkt für später
- Familienfreundschaften: Freundschaften zu anderen Familien mit Kindern (nicht unbedingt im gleichen Alter) sind ein wunderbarer Ort, um ganz natürlich Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern zu fördern.
- Gruppen: Gerade wenn es uns wichtig ist, dass wir unseren Glauben weitergeben können, ist es hilfreich, sich einer Gemeinde / Kirche anzuschliessen, wo unsere Kinder eine Heimat finden. Auch in einer Gemeinde / Kirche ist nicht alles perfekt, doch sie bietet die geniale Möglichkeit von Beziehungen über Generationen hinweg. Auch eine Jungschar o.ä. bietet diese wunderbare Möglichkeit, nebst vielen anderen Vorteilen.
- Grosseltern und Verwandte: Last but not least! In unserem Fall durften die Grosseltern zu wichtigen Vertrauenspersonen unserer Kinder werden, bis hinein ins Erwachsenenalter. Das ist leider nicht immer möglich, bedingt aber auf jeden Fall Bereitschaft für Engagement auf beiden Seiten. Und wenn es nicht die «echten» Grosseltern sind, lassen sich vielleicht «Ersatz-Grosseltern» finden, die gerne diese Rolle nehmen. Wann immer solche Beziehungen entstehen und wachsen ist das eine wunderbare Sache, bereichernd für beide Seiten und entlastend für uns Eltern dazu.
- Zeit: Ein Bindungsdorf entsteht nicht von heute auf morgen. Beziehung müssen wachsen (denken wir an die Bindungswurzeln) und Wachstum braucht Zeit.
Nun wünsche ich dir viel Freude beim Bau eures Bindungsdorfes!
Ps. Hast du schon vom Resilienz - Kongress gehört?
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