Wie geht es deinem Kinde?
«Kinder passen sich gut und schnell an, wenn sie es positiv vorgelebt bekommen. Sind die Eltern negativ eingestellt oder gestresst, stresst das auch die Kinder. Ich denke nicht, dass es eine Frage der Kinder ist, eher die Reflektion von uns Erwachsenen.»
Diese Antwort auf die Frage, wie es den Schweizer Schulkindern im Moment gehe, las ich kürzlich im Internet. Eine gute Antwort, die bestimmt in grossen Teilen so zutrifft. Nur zieht sie für mich unverzüglich die Frage nach sich, was denn mit den Kindern passiert, wenn die Eltern negativ eingestellt oder gestresst sind und dies auch nicht auf Knopfdruck ändern können. Ob das wegen der Coronakrise ist, oder ob gerade etwas anderes Belastendes im Raum steht, ist zweitrangig.
Manchmal fragen wir uns, warum unser Kind so «hibbelig» oder «zappelig» ist, warum es sich kaum auf etwas konzentrieren kann. Die Kinder können die Frage danach meist nicht beantworten und so stehen wir vor einem Rätsel.
Könnte es sein, dass diese beschriebenen Verhaltensweisen und natürlich noch andere mehr, Ausdruck von zugrunde liegendem Alarm sind? Könnte es sein, dass Kinder unseren Stress, unsere Ängste und Nöte spüren und sie dies alarmiert, d.h. eben in diesen «hibbeligen» Zustand versetzt? Anders ausgedrückt, dass sie die Bedrohung wahrnehmen, spüren «etwas stimmt nicht», aber die Worte dafür fehlen?
Meine Erfahrung mit Kindern sagt mir, dass es genauso ist.
Gordon Neufeld sagt «Was wir sehen, bestimmt was wir tun». Darum ist es so wichtig, dass wir diesen Zusammenhang sehen. Denn dies wird unser Tun bestimmen.
In der gegenwärtigen Krise, aber auch in anderen schwierigen Situationen heisst das für mich, dass ich gut zu mir selbst schauen muss. Dass ich selbst einen Ort habe für meine Ängste und Nöte, dass ich das, was mich stresst ausdrücken und ausgleichen kann. Nur so kann ich für meine Kinder ein sicherer Ort sein. Das heisst nicht, dass ich alle Ängste und Sorgen vor ihnen verbergen muss. Nein, ich kann, je nach Alter der Kinder natürlich, darüber sprechen. Es macht sogar Sinn, dem, was die Kinder ohnehin spüren auch Worte zu geben. Aber es ist gut, wenn ich dabei eine Zuversicht und Gelassenheit ausstrahle. Es ist gut, wenn die Kinder spüren, dass es zwar gerade nicht einfach ist, aber die Mama und der Papa, die packen das. Und damit ich diese Haltung ausstrahlen kann, muss ich gut für mich selbst sorgen. Dies hat übrigens auch etwas mit den «Spielräumen» für uns Erwachsene vom letzten Blogbeitrag zu tun…
Und weil Bindung, also das Herstellen und Bewahren von Nähe, das wichtigste Bedürfnis unserer Kinder ist, brauchen sie immer wieder die Botschaft, dass sie nichts trennen kann von uns und unserer Liebe.
Was es damit genau auf sich hat, und was das Virus mit Kopfläusen gemeinsam hat, wird das nächste Thema sein.