Eifersucht!?

Eifersucht!

«Gotti üs sind zu dir cho!» (Gotti (Patentante) uns sind zu dir gekommen)

Da stand der kleine Knirps bei mir im Gang und verkündete mit obiger Aussage lautstark, dass er und seine Mama nun bei mir zuhause sind. Ich musste mir das Lachen ganz schön verkneifen, ob dieser drolliger Verwechslung von «wir» und «uns».

Typisch für sein Alter, knapp 3 war er, war dieses «uns» sehr, sehr wichtig für ihn. Zwischen dem 2. Und 3. Geburtstag entwickeln viele Kinder das Gefühl für Zugehörigkeit und Besitz. Es ist ihnen sehr wichtig, zu wissen, zu wem sie gehören und eben auch, was ihnen gehört. Und so hatte mein Gottikind erkannt, dass er zu seiner Mama gehört, bzw. sie zu ihm.

Das mit dem Besitz ist in diesem Alter oft ein schwieriges Thema. Das Kind entdeckt gerade, das etwas «ihm gehören» kann und gleichzeitig wird es nicht selten immer wieder zum Teilen aufgefordert. In vielen Familien steigert sich diese Herausforderung durch die Geburt eines jüngeren Geschwisters. Das Kind fühlt sich sehr zugehörig zur Mama, und nicht selten betrachten 2 – 3-Jährige ihre Mama eben auch als ihren Besitz. Und just in dieser Phase kommt da so ein kleines Wesen an, das unausgesprochen den gleichen Anspruch erhebt. Und die Mama, derer ungeteilten Aufmerksamkeit das Kind sich bis jetzt sicher sein konnte, ist nun plötzlich ständig beschäftigt mit dem neuen Baby. Was für ein Frust!

(natürlich kann das alles genau so auf die Papas angewendet werden)

Und genau dieser Frust ist die Wurzel dessen, was wir «Eifersucht» nennen. Man könnte auch sagen, das Kind versteht die Welt nicht mehr. Es hat gerade einen wichtigen Schritt gemacht und fühlt sich nun durch Zugehörigkeit und Besitz seinen Eltern nahe und verbunden. Und nun wird genau dieser Punkt durch ein Baby angetriggert. Das ist frustrierend! Und so gesehen ist es durchaus nachvollziehbar, dass sich dieser Frust dann ganz oft gegen das Baby richtet. Denn aus Sicht des Kindes wäre ohne das Baby ja alles gut.

Verstärkt wird das ganze natürlich durch das «schwarz-weiss-Denken» eines Kleinkindes. Es hat ja noch keine gemischten Gefühle und somit auch keine Vorstellung davon, dass Mamas und Papas 2 (oder mehr) Kinder gleichzeitig lieben und versorgen können. Oder dass das Baby dereinst ein toller Spielgefährte werden könnte. Zum Glück heisst das aber nicht, dass das Kleinkind das Baby nicht auch ins Herz schliessen kann. Kleinkinder können sehr zärtlich sein und grosse Freude am Baby zeigen – und im nächsten Moment, wenn die Mama wieder «geteilt» werden muss, kann der Frust überschwappen und sich die Frustrationsenergie auf das eben noch geliebte Baby richten.

Wir sehen dann hoffentlich nicht ein «böses» Kleinkind vor uns, sondern ein Kleinkind in grosser (Bindungs)Not. Denn diese Sicht wird unsere handeln bestimmen.

Über dieses handeln wollen wir beim nächsten Beitrag nachdenken…


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