3 Brüder in unserem Garten - Haustiere zum Ersten

Da ich eine starke Hausstaubmilben-Allergie habe und somit auch Tierhaare schlecht sind für meine Atemwege, dachte ich immer, dass wir ein Familienleben ohne Haustiere führen werden. Da hatte ich die Rechnung allerdings ohne meine Kinder gemacht. Diese kamen nämlich schon ziemlich bald auf diverse, mehr oder weniger abstruse Ideen, was für Tiere – ohne Fell - doch bei uns leben könnten. Von Achatschnecken über Stabheuschrecken bis zu Garnelen war die Rede… Schliesslich wurden es erst einmal griechische Landschildkröten. Die 3 Brüder leben in unserem Garten und sind ziemlich praktische und pflegeleichte Haus – oder vielmehr Gartentiere. Immerhin verschlafen sie jeweils die Hälfte des Jahres tief unter der Erde und brauchen während dieser Zeit NICHTS.

In der anderen Hälfte des Jahres brauchen sie täglich Futter, am liebsten Löwenzahnblätter frisch aus den Wiesen der Umgebung gepflückt. Ideal für Kinder, dachten wir. Überhaupt waren wir überzeugt, dass Haustiere sehr geeignet seien, damit Kinder «Verantwortung übernehmen» lernen können. Wir stellten uns vor, dass die Kinder das mit dem Füttern der Tiere selbstständig unter sich aufteilen und regeln könnten und dass diese Arbeit täglich und mit viel Freude ausgeführt werden würde.

Und es kam, wie es kommen musste: Bald schon fanden mein Mann und ich uns auf der Wiese, löwenzahnpflückend, vor. Irgendwie hatte das mit dem Verantwortung übernehmen lernen nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt hatten.

Währenddem wir mehr Verantwortung für die Tiere und die Fütterung übernahmen stellten wir uns die Frage, wie Kinder das mit der Verantwortung denn lernen können?

Heute, einige Jahre und definitiv auch einige Haustiere später, glaube ich, dass sich diese Frage nicht mit einem Satz beantworten lässt. Ich glaube, es ist ein Kontinuum, verschiedene Faktoren, die es ausmachen, ob und wann ein Kind Verantwortung für ein Haustier übernehmen kann.

Der Faktor, welcher für mich auf der Hand liegt, ist der mit den gemischten Gefühlen. Wirklich Verantwortung übernehmen kann nur, wer Gefühle mischen, also auch 2 oder mehr Faktoren gleichzeitig berücksichtigen kann. Bevor ein Kinder diese Fähigkeit entwickelt hat (sie entwickelt sich bekanntlich zwischen dem 5. Und 7. Lebensjahr, manchmal auch später) kann es selbstverständlich Fürsorglichkeit empfinden und aus dieser heraus ein Tierchen versorgen. Wir alle haben bestimmt Situationen im Kopf, wo ein Kleinkind äusserst fürsorglich mit einem Tierchen oder sogar einem Baby umgegangen ist.

Verantwortung übernehmen bedeutet aber mehr als nur das Gefühl von Fürsorglichkeit zu empfinden. Es bedeutet, dass man auch dann die Aufgabe erledigt, wenn man nicht gerade von Fürsorglichkeits-Gefühlen geflutet ist. Dann, wenn man gerade 1000 andere Dinge im Kopf hat und lieber tun würde. Es bedeutet, dass man in der Lage ist, sich an eine Aufgabe zu erinnern und diese auszuführen, auch wenn man gerade mit etwas ganz anderem als mit Schildkröten beschäftigt ist.

So gesehen merken wir schnell, dass insbesondere kleinere Kinder, aber auch Schulkinder noch schnell überfordert sind, wenn die Erwartung besteht, dass sie Verantwortung übernehmen und selbstständig zu den Tierchen schauen.

Da brauchen sie noch unsere Hilfe. Wir müssen ihnen helfen, sich Strategien zu überlegen, die Unlust zu überwinden und eine Aufgabe über längere Zeit regelmässig wahrzunehmen. Oder aber wir warten mit Haustieren, bis die Kinder etwas älter und vor allem reifer sind…

Über die weiteren Faktoren, die da mit hinein spielen beim nächsten mal und mit dem nächsten Haustier!

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