Sommer-Blogreihe "Familienfilme" Teil 4
Das Mädchen Wadjda
Ein rebellisches kleines Mädchen möchte unbedingt ein Fahrrad besitzen. Doch als Einwohnerin Syriens ist es ihr verboten, Fahrrad zu fahren. Das grüne Transportmittel im Spielzeugladen auf dem Schulweg entwickelt sich zum größten Traum der kleinen Wadjda. Mit großem Einfallsreichtum und noch mehr Eifer überlegt sie sich einen Plan, wie sie das Geld für das Fahrrad sammeln könnte. Dabei wird sie auf einen Koran-Rezitationswettbewerb aufmerksam, der mit einem Preisgeld lockt. (DVD Text)
Einerseits ist das natürlich ein Film, der uns in eine ganz andere Kultur entführt und Themen wie Geschlechterkonflikte und Polygamie anspricht. Andererseits aber auch ein Film über ein ganz normales, willensstarkes Mädchen, welches einen Traum hat und dafür kämpft. Auch wenn unsere Kinder wahrscheinlich kaum um den Besitz eines Fahrrades kämpfen müssen, können sie sich von Wadjdas Einfallsreichtum und ihrem Durchhaltewillen inspirieren lassen. Und wir auch, denn Träume haben wir ja hoffentlich alle.
Wer sich jetzt fragt, ob Polygamie wirklich ein Thema ist, mit dem man Kinder konfrontieren sollte, bedenke, dass dies ja bereits in der Bibel vorkommt. Wenn wir Kindern von Abraham, etc. erzählen kommt dieses Thema auch auf. Da bietet meiner Meinung nach dieser Film einen guten Anlass, um das Thema zu diskutieren und eigene Werte weiterzugeben.
Das Gleiche gilt für das Thema Geschlechterkonflikt und Frauenbild. Unsere Kinder werden so oder so damit konfrontiert. Warum also nicht diese Möglichkeit zum Gespräch nutzen?
Nebst diesen Themen ist der Film aber auch einfach herrlich unterhaltsam, witzig und gut geeignet für eine Familien-Film-Session.
Freigegeben ist er ab 0. Ich würde den Film mit Kindern ab 8, 9 Jahren schauen. Allenfalls auch früher, dies besonders dann, wenn Kinder in Kindergarten und Schule mit vielen Kindern aus fremden Kulturen zu tun haben.
Zum Schluss dieser Sommer-Blogreihe noch ein paar «Do’s and Don’ts» aus meiner Erfahrung:
Bei kleinen (unter 7 Jahren) und sensiblen Kindern: Als Eltern alle neuen Filme zuerst alleine schauen und dann entscheiden, ob das Kind schon bereit dazu ist.
Wiederholungen: Kinder lieben Wiederholungen bei Geschichten aller Art. Einen Film wiederholt zu schauen, ist nicht langweilig, sondern die Spannung ist tiefer, dafür die empfundene Geborgenheit und Sicherheit umso höher. Es müssen also bei weitem nicht ständig neue Filme sein!
Pausentaste: Oft macht es Sinn während oder nach besonders spannenden Szenen Pause zu drücken und sich auszutauschen. Kindern hilft es auch oft, wenn sie Fragen sofort und nicht erst am Schluss stellen dürfen.
Zeitpunkt: Während wir Erwachsenen wohl weitaus am meisten abends Filme schauen, ist dies, besonders für sensible Kinder, nicht unbedingt der Beste Zeitpunkt. Gerade nach neuen Filmen brauchen Kinder oft etwas Zeit zum Verarbeiten, zum Beispiel in Gesprächen oder im Spiel.
«Unter 2- oder 3-mal schauen»: Viele Filme dauern 90 oder mehr Minuten. Da mag es uns als sinnvoll erscheinen, den Film auf mehrere Tage zu verteilen. Wichtig hier ist zu beachten, dass die Spannungsbögen bei Unterbrechungen gelöst sein sollten. Besonders kleinere Kinder können es schlecht aushalten, wenn man an der «spannendsten Stelle» unterbricht. Die Handlung kann sie dann in Gedanken und manchmal sogar in Träumen, stark beschäftigen. Deshalb besser dort unterbrechen, wo sich die Spannung eh grad aufgelöst hat oder aber den Film beim ersten Mal durchschauen. Bei Wiederholungen ist es dann natürlich weniger problematisch zum Unterbrechen.
Und nun, viel Spass beim nächsten Filme-Nachmittag 😊