Wenn im Internet "etwas Dummes" passiert... Teil 1

 
 

Die Mutter war ziemlich aufgelöst. Ihr Teenager hatte im Internet etwas Dummes gemacht. Er wurde zum Opfer, hat dem Druck nachgegeben und sich damit auch zum Täter gemacht. Niemals hätte sie gedacht, dass ihr 14-Jähriger so etwas machen würde.

Und nun sass sie da und wusste selbst nicht weiter. Sollte sie ihren Sohn bestrafen? Ihm die Konsequenzen seines Handels aufzeigen und spüren lassen oder ihn viel mehr trösten und ihm in seiner Not beistehen?

Der Junge hatte auf Druck hin ein Bild von sich versendet und jetzt wurden mehr Bilder gefordert. Natürlich nicht irgendein Bild, sondern ein Bild, dass man eben normalerweise nicht von sich macht und schon gar nicht an irgendwen versendet.

Nun diese Mutter und ihr Teenager sind kein Einzelfall. Solche Dinge passieren und als Eltern sind wir erstmal überfordert damit. Weil wir nicht damit gerechnet haben und weil wir keine Vorbilder haben, auf die wir zurückgreifen können.

Wie um Himmels Willen geht man denn mit solchen und ähnlichen Situationen um?

«Unterschätzen sie nicht, wie früh Kinder bereits in Kontakt mit Pornografie kommen (oft schon mit 11 Jahren!!!) Hier wird die Sexualerziehung zur Medienerziehung. Und einmal mehr gilt: Kinder kommen mit etwas, das sie beschäftigt oder gar schockiert, nur zu ihnen, wenn sie wissen, dass sie auf offene Ohren stossen und nicht auf Abwehr und bloss auf Verbote.»

Zitat aus dem Buch «Aufgeklärt» von Veronika Schmidt, SCM Verlag.

Wie wir mit damit umgehen, wenn bereits etwas «Dummes» passiert ist, das schauen wir uns im nächsten Beitrag an. Heute bleiben wir dem Punkt, der im obigen Zitat angesprochen wird:

Das Allerwichtigste ist also, dass unsere Kinder und Teenager überhaupt zu uns kommen, mit allem, was sie beschäftigt oder gar verstört. Egal ob es um Pornografie, um Cybergrooming oder Gewalt geht: Wenn sie damit zu uns kommen, ist der erste Schritt schon gemacht.

Das Fundament dafür dürfen wir legen, in dem wir mit unseren Kindern eine Vertrauensbeziehung aufbauen. Diese Vertrauensbeziehung entwickelt sich über viele Jahre hinweg.  Wenn wir unseren Kindern immer wieder zeigen, dass sie willkommen in unserer Welt sind, dass sie angenommen und bedingungslos geliebt sind, fügen wir dem Fundament der Vertrauensbeziehung Bausteine hinzu. Dies tun wir auch dann, wenn Kinder erleben, dass sie von uns nicht beschämt und blossgestellt werden und dass wir sie ernst nehmen mit ihren Sorgen, Nöten und Emotionen. Wir müssen als Eltern nicht perfekt sein, wir dürfen Fehler machen, aber die Beziehung zu uns sollte sich für unsere Kinder sicher und geborgen anfühlen.

Kinder, die wissen und es auch im Herzen fühlen, dass NICHTS sie von unserer Liebe trennen kann, werden auch mit den ganz schwierigen Themen zu uns kommen. Darauf dürfen wir vertrauen.

Ein Mädchen mitten im Teenageralter fragte seine Mama mal: «Mama, was würde passieren, wenn ich dir sagen würde, dass ich nach einem One-Night-Stand schwanger geworden bin?» Sie wollte mit dieser Antwort abchecken ob auch die grösste Dummheit (zumindest aus ihrer damaligen Sicht die grösste Dummheit) sie nicht von der Liebe der Mama trennen könnte. Die Antwort (im Sinne von «nun denn, toll fände ich es natürlich nicht, aber wir würden auch das zusammen hinkriegen und das neue Leben willkommen heissen.») hat das Mädchen beruhigt. (wahre Geschichte, anonymisiert)

Ein weiterer Baustein am Fundament, das wir bauen, ist Aufklärung. Wir müssen mit unseren Kindern leider schon viel zu früh über diese Themen, die uns selbst überfordern, sprechen. Wir müssen ihnen erklären, dass es im Internet Bilder gibt, die Schaden anrichten. Wir müssen darüber sprechen, dass es Menschen gibt, die es nicht gut mit uns meinen und dass diese leider nicht leicht zu erkennen sind, usw. Unsere Kinder müssen wissen, was sie tun können, wenn sie auf etwas Überforderndes oder Verstörendes stossen. Sie müssen wissen, dass es okay und sogar erwünscht ist, dass sie in solchen Momenten reagieren, Schutz suchen, Hilfe holen, usw.

Damit leisten wir wichtige Präventionsarbeit und wir zeigen unseren Kindern auch, dass wir Bescheid wissen und man mit uns über solche Dinge sprechen kann. Gerade für junge Teenager ist ja erstmal sowieso alles peinlich. Und wie peinlich wäre es erst, über verstörende Bilder zu sprechen, mit Eltern, die davon keine Ahnung haben?

Weil wir selbst in diesem Bereich der Erziehung noch unerfahren sind, macht es manchmal Sinn, sich Hilfe zu holen. Diese beiden Bücher können eine wertvolle Unterstützung für die Aufklärung im Bereich Internet-Pornografie bieten:

 

 
 

«Einfach mal anklicken!?» ist ein Buch mit einer Fallgeschichte für Kinder im ungefähren Alter der 3. – 6. Klasse und ihre Eltern.  Es hat auch einen Abschnitt nur für die Eltern, den man idealerweise zuerst liest.

 

 
 

«Schöne Bilder schädliche Bilder» ist ein Arbeitsbuch für Familien mit Kindern im ungefähren Alter der 3. -7. Klasse. Es geht auf die Gehirnphysiologie ein und gibt Familien eine konkreten Handlungsplan mit.

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