Mäuse, Kohle und Moneten - Von Taschengeld zu Jugendlohn
Als Familie mit Primarschulkindern hat sich vieles so richtig schön eingespielt. Und dann kommt, manchmal über Nacht, eine Veränderung, die man weder planen noch umgehen kann: Die Adoleszenz oder auch Pubertät beginnt. Und mit dem Einsetzen der Pubertät verändert sich nicht nur für die Kinder, jetzt Teenager vieles, sondern auch für die Eltern. Ganz neue Themen kommen auf den Tisch, man setzt sich mit neuen Fragen auseinander muss sich da erstmal wieder zurechtfinden.
Über ein paar von diesen typischen Themen, die im Alltag mit Teenies auftauchen, wollen wir uns in den nächsten Wochen ein paar Gedanken machen.
Vor einigen Wochen meldete sich ein Vater bei mir und fragte mich, wie wir denn das damals mit dem Taschengeld gehandhabt hätten… Bei Kindern ist das ja relativ einfach, 1. Klasse 1 Franken in der Woche, 2. Klasse 2 Franken… und so weiter lautet eine der gängigen Empfehlungen. Doch wenn aus Kindern Teenager werden, passt diese Regel nicht mehr ganz. Die Interessen verändern sich, die Wege werden weiter und auch wir Eltern wollen ja, dass unsere Kinder dereinst einen sicheren und guten Umgang mit Geld entwickelt haben.
In vielen Familien wird deshalb ab einem gewissen Zeitpunkt von Taschengeld auf Jugendlohn gewechselt. Die Idee dabei ist, dass die Teenager einen grösseren Betrag pro Monat erhalten, dafür aber alle persönlichen Ausgaben damit abdecken müssen. Kleider, Schuhe, Schulmaterial, Hygieneartikel, Zugtickets, usw. gehört da rein. Und natürlich ist das Taschengeld da auch drin enthalten.
Ganz schön viel Verantwortung und ein ganz schön grosser Schritt, den wir unseren 13-, 14-Jährigen da zumuten. Wer den «Teenager verstehen» – Kurs gemacht hat (oder bald macht 😉) weiss, dass am Anfang der Adoleszenz eine Phase der Veränderung stattfindet. Unseren Teenagern fällt es in dieser Zeit schwer, Gefühle zu mischen und mehrere Aspekte gleichzeitig zu sehen. Das heisst, der Gedanke, dass ich im Sommer sparen muss, um dann im Herbst Winterschuhe, Winterjacke und vielleicht sogar Skisachen finanzieren zu können, der ist in dieser Zeit nicht gerade zuvorderst.
Verantwortung zu übernehmen, in diesem Fall für die eigenen Wünsche aber eben auch für die Bedürfnisse, bedingt geradezu, dass man verschiedene Dinge gleichzeitig berücksichtigen muss. Das heute und das morgen, im besten Fall sogar das Übermorgen, im Blick halten, Wünsche und Bedürfnisse trennen, Prioritäten setzen, usw. Das alles ist nicht nur eine Sache, die man lernen kann, sondern in erster Linie ist es eine Sache der Reifwerdung. Und diese Reifwerdung braucht Zeit und günstige Bedingungen. Wie wir diese Reifwerdung unterstützen können und was es dazu braucht, wird Inhalt des Kurses «Teenager verstehen» sein.
Für heute gebe ich dir gerne ein paar Fragen mit, die dir vielleicht helfen können, bzgl. Taschengeld / Jugendlohn gute Entscheidungen zu treffen:
Hat mein Kind / Teenager das Bedürfnis von Taschengeld auf Jugendlohn zu wechseln? -> Der Zeitpunkt für diesen Wechsel darf ganz individuell sein, auch innerhalb der Familie! Wir haben diesen Schritt bei jedem von unseren 3 Kindern in einem anderen Alter gemacht.
Wäre es sinnvoll, einen oder mehrere Zwischenschritte einzubauen? Vielleicht ein erweitertes Taschengeld, das Alltagskleider miteinschliesst, aber noch ohne Schuhe und Wintersachen?
Oder wäre es gar sinnvoll, den Teenager für eine gewisse Zeit mit auf den Weg zu nehmen, ein Budget zu bestimmen und zusammen über Ausgaben zu entscheiden? -> Wir haben dies bei einem Kind so gemacht und sehr gute Erfahrungen damit gemacht.
Wie wollen wir es mit dem «nachtragen von Kleidern» halten? Bekommt das erste Kind einen grösseren Betrag, oder müssen die jüngeren Geschwister den Älteren die gebrauchten Kleider abkaufen? -> Wir haben es so gelöst, das teure Sachen, wie eben Winter- und Skiausrüstung, von denen wir wussten, dass sie nachgetragen werden, von Anfang an vom Jugendlohn ausgeklammert und von uns finanziert wurden.
Wie sollen unsere Teenager das Geld bekommen? Bar oder auf ein Jugendkonto mit EC-Karte einbezahlt? -> Funfact: Ich habe mein Postkonto, welches ab 1993 mein «Jugendlohnkonto» war, immer noch… 😉
Was machen wir im «Notfall»? Wenn ein Teenager pleite ist und dringend etwas braucht? Wollen wir eine gewisse Kontrolle beibehalten, oder sollen unsere Teenager ihre (vielleicht auch schmerzhaften) Erfahrungen von Anfang an machen? -> Wir haben uns vorbehalten, mitzureden. Und im Notfall bin ich eingesprungen, ich geb’s zu. 😉
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Und zum Schluss: Auch wenn wir alles gut durchdacht und eingefädelt haben, unsere Teenager werden Fehler machen und vielleicht auch mal «auf die Nase fallen». Das gehört dazu. Als Eltern dürfen wir zum Reflektieren einladen und wir dürfen auch grosszügig sein. Was wir nicht gemacht haben, und diesen Rat gebe ich gerne weiter: Wir wollten unsere Kinder nicht animieren, Geld auszugeben, das sie noch nicht haben. Darum haben wir kein Geld vorgestreckt. Lieber waren wir grosszügig und haben etwas geschenkt, oder wir haben mit ihnen den Frust ausgehalten.
Ich würde mich freuen, dich im Onlinekurs “Teenager verstehen”, der im Oktober als Kompaktkurs stattfindet, zu treffen!